Um 8:30 Uhr brachen wir in Richtung Fellhorn auf. Der Bus brachte uns bis zur Talstation der Kanzelwandbahn auf 1080 m Höhe. Von dort aus begannen wir den Aufstieg. Am Waldrand auf 1350 m Höhe neben Fichte (Picea abies), Bergahorn (Acer campestre) und Eberesche (Sorbus aucuparia) machten wir den ersten Stop. Im Unterwuchs fanden sich u.a. die Weiße Pestwurz (Petasites alba) sowie die Türkenbund-Lilie (Lilium martagon). Diese wies typische Fraßschäden auf; sie wirkt bei Tieren als Aphrodisiakum.
Der zweite Halt fand auf 1540 m ü. M. bei einer Alpe statt, wo wir u.a. die Kletten-Distel (Carduus personata), Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina) und die Walderdbeere (Fragaria vesca) vorfanden. Gestärkt setzten wir unseren Weg fort. Beim Blick auf das benachbarte Fellhorn war die Baumgrenze zu sehen. Es befanden sich allerdings auch deutlich über dem Bereich geschlossenem Waldes noch größere Einzelbäume. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Waldgrenze, anthropogenen Einflüssen wie Viehhaltung und Beweidung sowie Holznutzung unterlag und dadurch talwärts verlagert wurde. Heute sind nach Nutzungsaufgabe verschiedene Formen langsamer Sukzession zu beobachten. Es entwickeln sich Zwergstrauchheiden und Grünerlen (Alnus viridis) können sich dort ansiedeln, wo die Erosion nicht zu stark ist, folglich der Boden tiefgründig genug. Andernorts entstehen Hochstaudenfluren. Diese wachsen auf nährstoffreichen Böden, in Bereichen in denen sich genug Feinboden ablagern konnte. In einer solchen fanden wir daher auch die große Brennessel (Urtica dioica) neben dem pseudoviviparen Alpen-Rispengras (Poa alpina) und echtem Baldrian (Valeriana officinalis).
Cicerbita alpina - Milch-Alpenlattich |
Poa alpina - Alpen-Rispengras |
Nach der Mittagspause untersuchten wir auf etwa 1800 m Höhe einen Borstgrasrasen mit dem charakteristischen Borstgras (Narduus stricta) und Arnika (Arnica montana). Außerdem wuchsen dort verschiedene Zwergsträucher wie z.B. Rauschbeere (Vaccinium uliginosum). Ungewöhnlich für diese Vegetationsform war der Untergrund, der sowohl Dolomit als auch Kalk enthielt, was durch hohe Niederschläge ermöglicht wurde. Das bedeutet, dass der kalkhaltige Boden derart ausgewaschen wurde, dass Arten, die saure Böden bevorzugen dennoch vorkamen. Das Pfeifengras (Molinia caerulea), eine charakteristische Streuwiesenart und Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum) waren auch anzutreffen. Als extreme Nässezeiger auf einem mäßig feuchten Boden weisen sie auf einen Quellhorizont hin.
Eriophorum vaginatum - Scheiden-Wollgras |
Arnica montana - Arnika |
Nahe des Gipfels des Fellhorns (2038 m ü. M.) folgte der
vierte und letzte Stop, wo wir infolge des Flysch-haltigen und daher
heterogenen Untergrunds sowohl Borstgras- als auch Blaugrasrasenarten
vorfanden. Schließlich setzten wir den Abstieg über den Fellhornkamm fort bis
zur Fellhornbahn-Station, von welcher ab nur ein besonders harter Teil der
Gruppe zu Fuß weiterlief, ein anderer, entkräfteter die Seilbahn nahm.
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