An Tag Nummer 7 standen drei verschiedene
Untersuchungsgebiete auf dem Programm: die Streuwiese an der Walserschanze, das
Moor am Hörnlepass und die intensiv genutzte Talwiese der Bauernfamilie Fritz.
Los ging es wie gewohnt nach einem ausgewogenen Frühstück
und der Präparation nahrhafter Lunch-Pakete, diesmal jedoch nicht mit dem Bus,
sondern im Autokorso, da so die einzelnen Gebiete einfacher erreicht werden
konnten.
Erster Stopp war eine Streuwiese an der Walserschanze, die sich an der
deutsch-österreichischen Grenze befindet. Eine klassische Streuwiese, wie wir
sie vorfanden, ist ein stark gefährdeter Grünlandtyp, da sie heutzutage in
keinster Weise mehr wirtschaftlich ist. Der Boden ist sehr feucht und nährstoffarm,
die Vegetation dadurch hart und robust und für das meiste Vieh ungenießbar. Sie
ähnelt in ihrer Artenvielfalt fast schon einem Moor. Vegetationskundlich wird
sie nach ihrer charakteristischsten Art, Molinia
caerulea, Pfeiffengraswiese genannt. Die Streuwiese wird einmal im Jahr
gemäht und das im Vergleich erst sehr spät, im September. Das Mahdgut wurde in
früherer Zeit, neben Laub aus dem Wald, zur Einstreu für Ställe genutzt. Da
heutzutage aber generell genug Stroh anfällt, ist diese Nutzung auch nicht mehr
gar so nötig. Außerdem wurden viele ehemalige Streuwiesen entwässert und können
heute für andere Zwecke genutzt werden.
Unsere Streuwiese an der Walserschanze war also eine Art
Relikt und deswegen und auf Grund ihres Artenreichtums äußerst schützenswert.
Sie teilt sich in drei Abschnitte: einem Teil, der stark unter Hang-Einfluss
steht und deswegen im Vergleich sehr viele dikotyledone Pflanzen enthält, einem
mittleren Teil, der eigentlichen Pfeiffengraswiese und einem Teil, der noch
feuchter und saurer ist als der Rest und dadurch und durch den allgegenwärtigen
Teppich an Torfmoosen, Sphagnum spec.,
als oligotrophes Zwischenmoor bezeichnet werden kann. Auf der Streuwiese und den Übergangsbereichen nahmen wir
einige Bodenproben und führten in kleinen Gruppen Vegetationsaufnahmen durch,
bevor wir uns auf den Weg zu unserer zweiten Station machten.
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Streuwiese |
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Vegetationsaufnahmen auf der Streuweise |
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Gruppen-Botanisieren |
Nach einer Mittagspause in einem Gasthof, die auf Grund
eines Herren-Gesangsvereins länger ausfiel als ursprünglich geplant, erreichten
wir unser zweites Untersuchungsgebiet, das Moor am Hörnlepass, einem typischen
Alpen-Hochmoor. Hochmoore unterscheiden sich insofern von Nieder- und
Zwischenmooren, als dass sie nur von Regenwasser gespeist werden und keine
Verbindung mehr zum Grundwasser haben. Typischerweise entwickeln sich Hochmoore
aus anderen Moortypen durch Höhenwachstum, wobei es in Skandinavien und
Schottland auch Hochmoore gibt, die direkt und nicht aus Nieder- oder
Zwischenmooren entstanden sind. Die Vielfalt der Vegetation in Hochmooren ist
eher gering, da nur wenige Arten an die sauren und extrem feuchten Bedingungen
angepasst sind. Gebildet wird der Boden der Hochmoore weitestgehend von
Torfmoosen der Gattung Sphagnum,
typisch für die Alpen sind niedrig wachsende Moorkiefern, Pinus mugo. Bei unserem Besuch des Moores am Hörnlepass sind uns
besonders die Spirke, Pinus uncinata,
der Rundblättrige Sonnentau, Drosera
rotundifolia, die Gewöhnliche Moosbeere, Vaccinium oxycoccos, und das Scheidige Wollgras, Eriophorum vaginatum, aufgefallen.
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Mittagspause im Kräutergarten |
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Hochmoor |
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Epipactis palustris - Sumpf-Ständelwurz |
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Polytrichum spec. - Widertonmoos |
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Hochmoordurchquerung |
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more Hochmoor |
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Hurra, Drosera anglica! Ach menno, ist doch nur Drosera rotundifolia... |
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Drosera rotundifolia - Rundblättriger Sonnentau |
Unsere letzte Station des Tages war der Ferienhof
„Stephanie“, ein Bauernhof am Rand von Riezlern, der von der Familie Fritz
betrieben wird. Der Hof liegt auf 1060 m und die Ländereien bestehen aus 22 ha
Wiese und 8 ha Wald. Von den 22 ha Wiese werden 18 ha 4 bis 5 mal pro Jahr
beweidet bzw. gemäht. Die Wiesen werden außerdem mit Gülle gedüngt und falls
lückiger Bestand entsteht auch mit speziellem Saatgut nachbesäht. Auf der
intensiv bewirtschafteten Wiese direkt hinter dem Hof führten wir eine
Vegetationsaufnahme durch und merkten schnell, dass grundlegende Unterschiede
in der Artenvielfalt zu den bisher untersuchten extensiv bewirtschaften Wiesen
besteht. Statt seltenerer, für die Alpen typischen Pflanzen, traten dort zum
Großteil gewöhnlichere Pflanzenarten auf, die uns auch aus dem Tiefland bekannt
waren. Neben den Fabaceen Trifolium
repens und Trifolium pratense,
gab es einige Süßgräser, wie Lolium
perenne und Dactylus glomerata,
und Asteraceen der Gattungen Leontodon
und Taraxacum. Anschließend führten
wir noch ein Gespräch mit dem Sohn des Besitzers, der Landwirt ist, und den Hof
gemeinsam mit seinem Vater bewirtschaftet. Neben Hinweisen zur Nutzung des
Grünlandes berichtete er, dass sie von der Hornbeschneidung der Kühe abgekommen
seien und über die Vorzüge und den derzeitigen Boom der Ziegenmilch.
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Vegetationsaufnahme auf der Talwiese |
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Von der Talwiese konnte man fast das Söllerhaus sehen |
Nach Abschluss dieses letzten Teils des Exkursionstages ging
es dann zurück ins Söllerhaus und nach einem vegetarischen Abendessen wurde
noch fleißig im Seminarraum weitergearbeitet.
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