Samstag, 23. August 2014

Siebter Tag: Streuwiesen, Talwiesen and Moor



An Tag Nummer 7 standen drei verschiedene Untersuchungsgebiete auf dem Programm: die Streuwiese an der Walserschanze, das Moor am Hörnlepass und die intensiv genutzte Talwiese der Bauernfamilie Fritz.
Los ging es wie gewohnt nach einem ausgewogenen Frühstück und der Präparation nahrhafter Lunch-Pakete, diesmal jedoch nicht mit dem Bus, sondern im Autokorso, da so die einzelnen Gebiete einfacher erreicht werden konnten. 

Erster Stopp war eine Streuwiese an der Walserschanze, die sich an der deutsch-österreichischen Grenze befindet. Eine klassische Streuwiese, wie wir sie vorfanden, ist ein stark gefährdeter Grünlandtyp, da sie heutzutage in keinster Weise mehr wirtschaftlich ist. Der Boden ist sehr feucht und nährstoffarm, die Vegetation dadurch hart und robust und für das meiste Vieh ungenießbar. Sie ähnelt in ihrer Artenvielfalt fast schon einem Moor. Vegetationskundlich wird sie nach ihrer charakteristischsten Art, Molinia caerulea, Pfeiffengraswiese genannt. Die Streuwiese wird einmal im Jahr gemäht und das im Vergleich erst sehr spät, im September. Das Mahdgut wurde in früherer Zeit, neben Laub aus dem Wald, zur Einstreu für Ställe genutzt. Da heutzutage aber generell genug Stroh anfällt, ist diese Nutzung auch nicht mehr gar so nötig. Außerdem wurden viele ehemalige Streuwiesen entwässert und können heute für andere Zwecke genutzt werden.
Unsere Streuwiese an der Walserschanze war also eine Art Relikt und deswegen und auf Grund ihres Artenreichtums äußerst schützenswert. Sie teilt sich in drei Abschnitte: einem Teil, der stark unter Hang-Einfluss steht und deswegen im Vergleich sehr viele dikotyledone Pflanzen enthält, einem mittleren Teil, der eigentlichen Pfeiffengraswiese und einem Teil, der noch feuchter und saurer ist als der Rest und dadurch und durch den allgegenwärtigen Teppich an Torfmoosen, Sphagnum spec., als oligotrophes Zwischenmoor bezeichnet werden kann. Auf der Streuwiese und den Übergangsbereichen nahmen wir einige Bodenproben und führten in kleinen Gruppen Vegetationsaufnahmen durch, bevor wir uns auf den Weg zu unserer zweiten Station machten. 

Streuwiese
Vegetationsaufnahmen auf der Streuweise
Gruppen-Botanisieren

Nach einer Mittagspause in einem Gasthof, die auf Grund eines Herren-Gesangsvereins länger ausfiel als ursprünglich geplant, erreichten wir unser zweites Untersuchungsgebiet, das Moor am Hörnlepass, einem typischen Alpen-Hochmoor. Hochmoore unterscheiden sich insofern von Nieder- und Zwischenmooren, als dass sie nur von Regenwasser gespeist werden und keine Verbindung mehr zum Grundwasser haben. Typischerweise entwickeln sich Hochmoore aus anderen Moortypen durch Höhenwachstum, wobei es in Skandinavien und Schottland auch Hochmoore gibt, die direkt und nicht aus Nieder- oder Zwischenmooren entstanden sind. Die Vielfalt der Vegetation in Hochmooren ist eher gering, da nur wenige Arten an die sauren und extrem feuchten Bedingungen angepasst sind. Gebildet wird der Boden der Hochmoore weitestgehend von Torfmoosen der Gattung Sphagnum, typisch für die Alpen sind niedrig wachsende Moorkiefern, Pinus mugo. Bei unserem Besuch des Moores am Hörnlepass sind uns besonders die Spirke, Pinus uncinata, der Rundblättrige Sonnentau, Drosera rotundifolia, die Gewöhnliche Moosbeere, Vaccinium oxycoccos, und das Scheidige Wollgras, Eriophorum vaginatum, aufgefallen.

Mittagspause im Kräutergarten
Hochmoor
Epipactis palustris - Sumpf-Ständelwurz
Polytrichum spec. - Widertonmoos
Hochmoordurchquerung

more Hochmoor
Hurra, Drosera anglica! Ach menno, ist doch nur Drosera rotundifolia...

Drosera rotundifolia - Rundblättriger Sonnentau

Unsere letzte Station des Tages war der Ferienhof „Stephanie“, ein Bauernhof am Rand von Riezlern, der von der Familie Fritz betrieben wird. Der Hof liegt auf 1060 m und die Ländereien bestehen aus 22 ha Wiese und 8 ha Wald. Von den 22 ha Wiese werden 18 ha 4 bis 5 mal pro Jahr beweidet bzw. gemäht. Die Wiesen werden außerdem mit Gülle gedüngt und falls lückiger Bestand entsteht auch mit speziellem Saatgut nachbesäht. Auf der intensiv bewirtschafteten Wiese direkt hinter dem Hof führten wir eine Vegetationsaufnahme durch und merkten schnell, dass grundlegende Unterschiede in der Artenvielfalt zu den bisher untersuchten extensiv bewirtschaften Wiesen besteht. Statt seltenerer, für die Alpen typischen Pflanzen, traten dort zum Großteil gewöhnlichere Pflanzenarten auf, die uns auch aus dem Tiefland bekannt waren. Neben den Fabaceen Trifolium repens und Trifolium pratense, gab es einige Süßgräser, wie Lolium perenne und Dactylus glomerata, und Asteraceen der Gattungen Leontodon und Taraxacum. Anschließend führten wir noch ein Gespräch mit dem Sohn des Besitzers, der Landwirt ist, und den Hof gemeinsam mit seinem Vater bewirtschaftet. Neben Hinweisen zur Nutzung des Grünlandes berichtete er, dass sie von der Hornbeschneidung der Kühe abgekommen seien und über die Vorzüge und den derzeitigen Boom der Ziegenmilch. 
Vegetationsaufnahme auf der Talwiese
Von der Talwiese konnte man fast das Söllerhaus sehen
Nach Abschluss dieses letzten Teils des Exkursionstages ging es dann zurück ins Söllerhaus und nach einem vegetarischen Abendessen wurde noch fleißig im Seminarraum weitergearbeitet. 

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